Starke Schmerzen in der Brust, dem linken Arm und am Kiefer – bei Männern. Ungewöhnliche Müdigkeit, Übelkeit, Brechreiz – bei Frauen. Die Vorzeichen eines Herzinfarktes sind nicht bei beiden Geschlechtern die gleichen. Es ist wichtig, sich dieser Unterschiede bewusst zu sein, um die Warnsignale als solche erkennen zu können!
Mehr als 90 % der Männer verspüren starke Schmerzen in der Brust und im linken Arm, die von einem Gefühl der Enge, der Atemnot oder sogar des Erstickens begleitet werden. Diese Schmerzen sind nicht lageabhängig und verschwinden auch bei der Einnahme von Medikamenten nicht. Bei Frauen ist dieser Schmerz weniger ausgeprägt und wird häufig als starke Müdigkeit oder ungewöhnliche Schwäche beschrieben. Manche Frauen verspüren überhaupt keine Schmerzen oder Unwohlsein im Brustbereich. Etwa 30 % der älteren Frauen erleiden sogar einen asymptomatischen („stummen“) Herzinfarkt!
Männer eilen oft zum Zahnarzt, weil sie der Meinung sind, an rasenden Zahnschmerzen zu leiden – um schließlich im Warteraum zusammenzubrechen. Frauen haben für gewöhnlich keine Schmerzen im Kiefer. Sie verspüren eher ein Gefühl der Spannung oder des Drucks zwischen den Schulterblättern oder im Brustkorb. Frauen berichten gerne von Beklemmung, übermäßigem Schwitzen, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, wenn sich ein Herzinfarkt ankündigt.
Worin liegt der Grund für Geschlechter-Unterschiede bei Herzinfarkt?
Die genaue Ursache für diese Unterschiede ist bisher unbekannt. Eine relative „Immunität“ von Frauen gegenüber einem Herzinfarkt, der im Volksmund auch Herzschlag oder Herzattacke genannt wird, wurde lange Zeit auf die weiblichen Hormone, die Östrogene, zurückgeführt. Jedoch kann die Verabreichung von Östrogenen einen Herzanfall bei Frauen nicht verhindern. Im Gegenteil: Die Östrogene, die Teil der meisten Hormonersatztherapien oder Empfängnisverhütungsmittel sind, tragen sogar zum Verschluss der Arterien bei. Sie erhöhen so das Risiko für einen sog. Myokardinfarkt, besonders bei Frauen nach der Menopause.
Sind Frauen weniger schmerzempfindlich als Männer?
Frauen sind schmerzempfindlicher als Männer – aber sie jammern weniger und können Schmerzen besser aushalten. Außerdem ignorieren Frauen gerne, dass der Herzinfarkt auch ein Frauenproblem ist und sind nicht mit den spezifischen Symptomen vertraut. Sie halten die Anzeichen oft für ein „Tief“, eine Verdauungsstörung oder einen Asthmaanfall. Dadurch gehen wertvolle Minuten verloren. Frauen treffen später als Männer in der Notaufnahme ein und werden daher im Durchschnitt erst 1 Stunde später behandelt.
Was tun bei einem Herzinfarkt?
Wählen Sie sofort den Notruf 112!
Was sind die ersten Behandlungsschritte bei einem Infarkt?
In ein Krankenhaus eingelieferte Herzinfarkt-Patienten werden mit einer Therapie namens Thrombolyse behandelt. Dabei wird versucht, die Blutgerinnsel, die die Herzkranzarterie verstopfen, mittels spezieller Medikamenten-Infusionen aufzulösen. Diese nach heutigem Stand wirksamste Behandlung kann nur innerhalb von zwei Stunden nach den ersten Symptomen durchgeführt werden. Jede verlorene Minute schlägt sich in zerstörten Herzmuskelfasern nieder, welche die Patienten, egal welchen Geschlechts, nie wieder zurückerlangen.
Bedeutet ein Vitamin-D-Mangel ein höheres Herzinfarktrisiko?
Dies ist eine erwiesene Tatsache. Wer täglich 15 Minuten mit unbedeckten Armen an der Sonne verbringt, verringert deutlich sein Herzinfarktrisiko. Vitamin D wird von der Haut durch den Einfluss von ultravioletter Strahlung gebildet. Es beugt Kalziumablagerungen im Inneren der Herzkranzarterien vor, wodurch deren Elastizität und Widerstandsfähigkeit gestärkt wird. Niedrige Konzentrationen an Vitamin D (weniger als 15 ng/ml) erhöhen das Risiko für einen Herzanfall um das Doppelte.
Referenzen:
- 1. Infarctus du myocarde chez l’homme et chez la femme, 35-74 ans, Etude Premiers infarctus, 1985-2003.
- 2. Scarabin-Carré V et al. Plasma estrogen levels, estrogen receptor gene variation, and ischemic arterial disease in postmenopausal women: the three-city prospective cohort study. J Clin Endocrinol Metab. 2014 Aug; 99(8):E1539-46.
- 3. Giovannucci E, Liu Y, Hollis BW, Rimm EB. 25-hydroxyvitamin D and risk of myocardial infarction in men: a prospective study. Arch Intern Med. 2008 Jun 9;168(11):1174-80.