Das von Dr. David Servan-Schreiber propagierte Herzkohärenz-Training ist eine Entspannungstechnik, die der Meditation ähnelt und darauf abzielt, die Herzfrequenz zu harmonisieren und zu regulieren, um sie mit einer beruhigenden Atmung zu synchronisieren.
Das Herz reagiert sehr stark auf Emotionen (der Rhythmus wird gesteigert, wenn man gestresst, verängstigt, überrascht usw. ist). Indem wir die Anzahl der Schläge mittels der Atmung steuern, können wir wiederum das Gehirn positiv beeinflussen, da zwischen dem Atem- und dem Gehirnzentrum eine direkte Kommunikation über ein weites Netzwerk von Neurotransmittern stattfindet. Indem man die Herzfrequenz steuert, kann man daher die eigenen Emotionen kontrollieren (und umgekehrt).

Durch Anwendung einer Atemtechnik von sechs Atemzügen pro Minute tritt der Körper in den Zustand der Herzkohärenz ein. Dabei handelt es sich um einen besonderen Zustand, der es ermöglicht, sich gegen negativen Stress, Angstzustände sowie Wut oder Ärger zu schützen, die sich negativ auf die Wahrnehmungsverarbeitung und die Gesundheit auswirken.

• Ergebnis: weniger Stress, weniger Krankheiten

Die Verbesserung der Anpassungsfähigkeit an Stress ist das Hauptziel des Herzkohärenz-Trainings. Der Stress (normale Reaktion des Organismus gegenüber einer ungewöhnlichen Situation) ist an sich nicht schädlich, denn wenn er positiv ist und angemessen bewältigt wird, sorgt er für Energie, Motivation und Vergnügen. Handelt es sich jedoch um negativen Stress, beeinträchtigt und schädigt er die körperliche und geistige Gesundheit.

In Verbindung mit einem gesünderen Lebensstil (gesunde Ernährung, körperliche Aktivität) bietet die Herzkohärenz mehrere wissenschaftlich belegte Vorzüge:

  • Bessere Herzgesundheit: Mehr als 30 % der Herzinfarkte und 10 % der Schlaganfälle stehen in direktem Zusammenhang mit Stress. Die Herzkohärenz ermöglicht es jedoch, die Ausschüttung von Cortisol (Stresshormon) wie auch den Blutdruck und schlechtes Cholesterin zu verringern.
  • Bessere psychische Gesundheit: Durch die Verringerung von Angstzuständen und die Stimulierung der Ausschüttung von Wohlfühlhormonen (Serotonin, Dopamin) ermöglicht diese Methode die Bekämpfung von nervöser Erschöpfung, der Unfähigkeit, Abstand zu gewinnen und von Depressionen sowie die Steigerung der Konzentration, der Merkfähigkeit und des Selbstbewusstseins.
  • Höhere Lebenserwartung: Die Herzkohärenz fördert die Ausschüttung von DHEA, einem Hormon, das den Alterungsprozess verlangsamt. Darüber hinaus fördert die erzeugte Beruhigung einen guten Schlaf, der für die körperliche und geistige Erholung unerlässlich ist und das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Übergewicht begrenzt. Die Immunabwehr und die Schmerzresistenz werden ebenfalls gestärkt.

• In der Praxis: eine Methode, die gelernt werden kann

Die Auswirkungen der Herzkohärenz beginnen bereits während des Trainings und halten 4 bis 6 Stunden lang an. Um den ganzen Tag von diesem Wohlbefinden zu profitieren, ist es ratsam, 3 oder 4 Übungssitzungen pro Tag (um 8, 12, 16 und 20 Uhr) durchzuführen und 5 Minuten lang 6 Mal pro Minute zu atmen: die Methode 3/4.6.5. Es sind ungefähr 2 Wochen Training erforderlich, um diese Atmung automatisch auszuüben und wirklich greifbare Ergebnisse zu erzielen.

• Üben: Setzen Sie sich mit geraden Rücken auf den Boden, atmen Sie 5 Sekunden lang tief durch die Nase ein, während Sie zulassen, dass sich der Bauch weitet, und atmen Sie dann 5 Sekunden lang kräftig durch den Mund aus, wobei sich der Bauch wieder zusammenzieht. Um in den Zustand der Herzkohärenz einzutreten, müssen Sie innerhalb von 5 Minuten 6 Atemzyklen (Ein- und Ausatmung) pro Minute durchführen (insgesamt 30 Atemzyklen).

• Anleitung: Dieser Zyklus von 6 Atemzügen pro Minute ist unerlässlich (bei dieser Geschwindigkeit geraten die Herzschläge in Schwingung mit dem Atem). Benutzen Sie anfangs eine Stoppuhr, die auf 1 Minute eingestellt ist, oder laden Sie eine App wie beispielsweise RespiRelax herunter (kostenlos). Alternativ dazu können Sie auch einen Timer auf 5 Minuten einstellen und die Atemwellen im Rhythmus Ihrer Atmung (beim Einatmen hoch und beim Ausatmen hinunter) auf ein Blatt Papier zeichnen und am Ende zählen. Optimal sind 30 Atemzüge, jedoch sind auch 28 bis 32 in Ordnung.

• Beste Übungszeit: Morgens nach dem Aufwachen, vor dem Mittagessen, nachmittags und am Abend vor dem Schlafengehen. Aber auch bei Bedarf wie etwa nach einem Stress- oder Wutanfall, um die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit zu reduzieren.

René Tomasini, Pharmazeut, Biologe und Biochemiker