Unser Erbgut ähnelt, so wie jenes eines Löwen, eines Schmetterlings oder von Getreide, einem langen Faden kleiner Moleküle. Letztere sind vergleichbar mit Buchstaben, die Wörter bilden und schließlich Sätze, die „Gene“ genannt werden. Viele unserer Eigenschaften sind genetisch vorbestimmt und uns somit in die Wiege gelegt. Die Gene sind beispielsweise für die uns vererbten Merkmale verantwortlich, wie die Farbe unserer Augen oder unserer Haut. Dies ist hinlänglich bekannt. Überraschender ist es jedoch, dass bestimmte Lebensmittel unsere Gene beeinflussen. Genauer gesagt stimulieren oder hemmen sie die Aktivität bestimmter Gene. Was genau passiert dabei?
Wie wirkt unsere Ernährung auf unsere Gene?
Zwar ändern sich unsere Gene selbst nicht, aber deren Expression, also die Art und Weise, wie sie in Erscheinung treten, kann sich ändern. Bestimmte Nährstoffe, die wir täglich zu uns nehmen, passieren die Zellmembran und dringen bis in das Innere des Zellkerns vor. Sie koppeln sich an die Proteine, welche ihrerseits die für die Gesundheit förderlichen Gene zum Ausdruck bringen. Ihre Expression verringert das Risiko für Fettleibigkeit, Diabetes des Typs II, neurodegenerative Erkrankungen und nicht zuletzt für vorzeitige Alterung. Die so erfolgten Änderungen bleiben auch bei der Kopie unserer Gene erhalten und werden unter gewissen Umständen auch an unsere Kinder weitergegeben.
Eine gezielte Ernährung trägt zu einem längeren Leben bei: Stimmt diese Schlussfolgerung?
„Wir sind, was wir essen.“ Ein Mensch, der sich älter fühlt, als er tatsächlich ist, kann an einem starken Nährstoffmangel leiden. Sein Organismus erhält nicht oder nicht mehr die regulierenden Nährsubstanzen wie Vitamine, Spurenelemente oder Antioxidantien. Spezifische Nährsubstanzen sind in der Lage, die sich in einem Dornröschenschlaf befindlichen Gene zu wecken und die Funktion des Körpers in seiner Gesamtheit zu verbessern (Vitalität, körperliche Fitness, geistige Wendigkeit, Schlankheit, sexuelles Verlangen).
Welche Nährsubstanzen beeinflussen die Expression unserer Gene?
Mehrere Nährstoffe wie die Vitamine D3, B9, B12 und E, Kalzium, Zink, bestimmte Fettsäuren oder essentielle Aminosäuren sowie pflanzliche Polyphenole beeinflussen die Expression unserer Gene. Zum Beispiel unterdrückt eine Zufuhr an Omega 3 die Gene, die am Entstehen einer Entzündung oder von Atherosklerose beteiligt sind. Vitamin B9 hat Anteil an der genetischen Expression bei Personen mit Typ-I-Diabetes, während Vitamin D3 sich positiv auf die Expression der Gene für das Immunsystem auswirkt. Oxalacetat, das Salz der Oxalessigsäure, wiederum verringert die Fähigkeit des Organismus, Fette zu produzieren und einzulagern. Dieses Molekül kann dem Auftreten von Stoffwechselerkrankungen wie abdominaler Adipositas (bauchbetonte Fettleibigkeit) oder Typ-II-Diabetes vorbeugen, welche durch ihre Folgen zu einer geringeren Lebenserwartung beitragen.
Oxalacetat: Nur einnehmen, wenn es Ihnen besser gehen soll!
Oxalacetat ist der Schlüssel zu einer Vielzahl von biochemischen Vorgängen. Dieses organische Molekül beeinflusst die Expression von mehr als 350 Genen, vor allem jenen, die an der Regulierung des Blutzuckers und der Insulin-Empfindlichkeit des Gewebes beteiligt sind. Für die, die es genau wissen möchten: Oxalacetat verbessert die Verfügbarkeit von Glukose in der Skelettmuskulatur, wodurch verhindert wird, dass überschüssiger Zucker in Fett umgewandelt wird. Diese genetische Veränderung erlaubt es, die Regulierung der Glukose im Blut insgesamt zu verbessern. Eine optimierte Regulierung des Blutzuckerspiegels reduziert das Risiko für Fettleibigkeit in der Bauchgegend sowie für Diabetes des Typs 2. Typ-2-Diabetes soll die Lebenserwartung bei Männern um bis zu 8 Jahre und bei Frauen um bis zu 9,6 Jahre verringern. (1) Zudem soll abdominale Adipositas die Anzahl der Lebensjahre bei guter Gesundheit verringern. (2)
Referenzen:
- 1. Nwaneri C et al. Falling mortality rates in Type 2 diabetes mellitus in the Wirral Peninsula: a longitudinal and retrospective cohort population-based study. Postgrad Med J. 2012 Dec; 88(1046): 679-83.
- 2. Grover SA et al. Years of life lost and healthy life-years lost from diabetes and cardiovascular disease in overweight and obese people: a modelling study. Lancet Diabetes Endocrinol. 2015 Feb; 3(2):114-22.