Eine Aminosäure mit bemerkenswerten Eigenschaften

Entzündungshemmer, Schleimlöser, Schutzschild für das Herz, die Leber und das Gehirn, Gegenmittel bei einer Überdosis an Medikamenten, alternative Behandlungsmethode bei Zwangsstörungen, Gegenmittel bei Drogenabhängigkeit und Spielsucht: Die Aminosäure N-Acetylcystein (NAC) ist ein sehr vielfältiges Molekül mit ganz bemerkenswerten Eigenschaften.

Welche Wirkung besitzt N-Acetylcystein (NAC)?

N-Acetylcystein (NAC) ist ein Derivat der Aminosäure Cystein. Diese wird vom Organismus auf natürliche Weise aus Knoblauch, Zwiebeln, Brokkoli oder Eigelb gewonnen. NAC spielt eine bedeutende Rolle für die Herstellung von Glutathion, das wichtigste Antioxidans des Körpers. Glutathion ist für die Entgiftung des Organismus unumgänglich und wirkt auf verschiedenen Ebenen, von der Leber bis zum Gehirn. Verfügt der Körper über nicht genügend NAC, baut er die Muskeln ab, um die für die Herstellung von Glutathion notwendigen Nährstoffe zu erhalten. Dies hat einen Rückgang der Muskelmasse zur Folge, insbesondere bei Sportlern und alten Menschen.

NAC ist ein ausgezeichneter Schleimlöser und vor allem bei Husten mit Auswurf wirksam. Es löst eitrige, zäh- und dickflüssige Sekrete und beschleunigt das Abhusten von verflüssigtem Schleim. NAC verringert die Schwere von Bronchitis, Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung) und Grippeerkrankungen. Zudem beugt es diesen Wintererkrankungen wirksam vor, besonders bei Personen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), auch Raucherlunge genannt. Neuere klinische Studien zeigen, dass NAC die Verengung der Bronchien verlangsamt (1). Es lindert den schweren morgendlichen Husten, der häufig bei Rauchern auftritt.

N-Acetylcystein verringert den Spiegel eines spezifischen Proteins namens „Lipoprotein A“ (2). Lipoprotein A ist ein Molekül, welches für den Transport der schlechten Fette im Blut zuständig ist. Es handelt sich regelrecht um einen „Kleber“, der die Anhaftung von Cholesterin an die Arterienwände begünstigt. Ein Überschuss fördert die Bildung von atheromatösen Plaques (Gefäßablagerungen), Herzinfarkten oder Schlaganfällen. NAC beugt der Anhaftung von Lipoprotein A an die Wände der Arterien vor und verhindert so die Bildung von Fettablagerungen durch eine Atherosklerose. Es hält die Gesundheit, Funktion und Stabilität der Blutgefäße aufrecht.

N-Acetylcystein reduziert wirksam die potenzielle Schädlichkeit von jodhaltigen Kontrastmitteln. Es ist als Gegenmittel bei Überdosen an Paracetamol bekannt und erweist sich bei der Entwöhnung von Drogen (besonders Kokain und Cannabis) als nützlich. Die Aminosäure durchdringt mühelos die Blut-Gehirn-Schranke. Sie wirkt im Gehirn als Vorläufer von Glutathion, welches die Gehirnzellen schützt und die Toxizität von Drogen mindert. Indem es zur Produktion von Glutathion beiträgt, verbraucht es überschüssiges Glutamat, welches sich möglicherweise im Gehirn angesammelt hat. Ein angemessener Spiegel an Glutamat ermöglicht Süchtigen, die Spirale der Abhängigkeit zu durchbrechen und das unkontrollierbare Bedürfnis nach Drogen zu hemmen (3,4). NAC erweist zudem seine Dienste in der Behandlung krankhafter Spielsucht (5) sowie bei zwanghaftem Ausreißen von Haaren (Trichotillomanie) (6).

Wie wird NAC richtig eingenommen?

Aufrechterhaltung eines angemessenen Glutathion-Spiegels in den Leberzellen: 600 mg 2 mal täglich, eventuell gemeinsam mit Vitamin C.

Behandlung von COPD und schwerem Raucherhusten: 600 mg täglich, maximal 12 Monate in Folge.

Behandlung von Zwangsstörungen: 1.200 – 2.400 mg täglich in geteilten Dosen, außerhalb der Mahlzeiten, über 12 Wochen.

Behandlung von Kokain- oder Cannabis-Abhängigkeit: 600 mg alle 6 Stunden (2.400 mg täglich), über 4 Wochen.

Referenzen: