Sucht und Abhängigkeit werden durch sehr subtile Prozesse im Gehirn ausgelöst. Sie stehen mit einem Gefühl der Ausgeglichenheit und des Wohlbefindens in Verbindung und werden von drei Systemen der Hirnaktivität hervorgerufen: dem dopaminergen, dem noradrenergen und dem serotonergen System.
Was macht das dopaminerge System?
Im Herzen des sogenannten „Belohnungszentrums“ gelegen, speichert das dopaminerge System angenehme Erfahrungen und erzeugt ein intensives Wohlempfinden, wenn diese erneut durchlebt werden. Deshalb wird jedes Mal, wenn durch den Konsum einer Droge ein positives Erlebnis ausgelöst wird, Dopamin ausgeschüttet (ein Molekül, das für die Übertragung von Nervenimpulsen verantwortlich ist) und dadurch ein Gefühl der Lebenszufriedenheit und ein großes Selbstvertrauen erzeugt. Durch die Dopaminausschüttung stimuliert die Droge den Belohnungszyklus, woraufhin das Gehirn dem Körper signalisiert, dass „alles gut“ sei. So wird es einfacher, Stress, Schmerzen und Hunger zu ertragen. Zwangsläufig führt dies dazu, dass „Anfänger“ versucht sind, diese Erfahrung zu wiederholen … bis sie schließlich abhängig sind!
Die Aufgaben des noradrenergen und des serotonergen Systems
Das noradrenerge System macht die Droge attraktiv, verlockend, besonders. Sein Mitstreiter, das serotonerge System, reduziert oder erhöht diese Anziehungskraft. Beide Systeme regulieren sich gegenseitig: Auf die Aktivierung des einen folgt stets die Aktivierung des anderen. Dadurch können Emotionen angesichts größten Unbehagens (oder größter Freude) gesteuert und Gefahren vermieden werden. Drogen (Kokain, Alkohol, Heroin usw.) unterbinden das Wechselspiel dieser beiden Systeme, so dass sie völlig unabhängig voneinander funktionieren. Auf diese Weise wird der schlichte Wunsch nach einer „Dosis“ zu einem unkontrollierbaren Drang, einer krankhaften Gereiztheit, einer überwältigenden Not!
Wie wirken Zigaretten im Gehirn? Warum macht Rauchen so schnell süchtig?
Im Gegensatz zu anderen Drogen wirkt die Zigarette allerdings auf völlig andere Weise. Was sind die Gründe, dass ein einfaches Röllchen Tabak ein derartiges Begehren erzeugt, welches sich in kürzester Zeit in Rauch auflöst?
Zweifellos ist das Nikotin nicht der einzige Schuldige. Es hat sich herausgestellt, dass die „Monoaminooxidase -Hemmer“ (MAOI) im Zigarettenrauch eine entscheidende Rolle bei der Tabakabhängigkeit spielen. MAOI verhindern unter anderem, dass das Serotonin (ein Neurotransmitter für gute Laune und Spaßempfinden) enzymatisch aufgespalten wird. Tabakrauch erhöht den Serotoningehalt im Gehirn … wodurch in uns Gefühle der Euphorie, des Glücks und der Sättigung entstehen!
Wenn der Raucher nicht erneut zur Zigarette greift, werden nach und nach Enzyme aktiviert, die mit der Spaltung der Botenstoffe beginnen. Der Serotoninspiegel im Gehirn fällt ab, was einen Zustand der inneren Unruhe, Kopfschmerzen und gesteigerten Appetit hervorruft. Es entsteht schließlich ein unwiderstehliches Verlangen danach, eine weitere Zigarette anzuzünden und sich gewissermaßen zum Sklaven des Serotonins zu machen!