Erst im Jahr 2009 wurde der Medizin-Nobelpreis für wissenschaftliche Arbeiten vergeben, mit welchen die Bedeutung von Telomeren und Telomerase für die Langlebigkeit nachgewiesen wurde. Um alterungsverzögernde Prozesse besser zu verstehen, wird diese Forschung derzeit stark ausgeweitet.
Dr. Didier Potdevin, Spezialist für regenerative Medizin und Verjüngerungstechniken, erklärt uns, inwiefern diese Entdeckungen großartiges Potenzial in Bezug auf die Verlängerung unserer Lebensdauer haben. Die Erwartungen sind in diesem Bereich in der Tat gewaltig und vielversprechend.
Philippe Kerforne: Was ist ein Telomer und was bewirkt es?
Dr. Didier Potdevin: Um zu verstehen, welche Rolle Telomere einnehmen, muss man diese zunächst im Zusammenhang mit der Funktionsweise von Chromosomen und der DNS betrachten.
Menschliche Zellen werden als Eukaryoten bezeichnet, das heißt, dass diese einen Kern besitzen, in dem sich Chromosomen befinden.
Chromosomen bestehen aus Proteinen und DNS-Molekülen. Das ist die Grundstruktur lebender Materie und unseres Organismus.
Chromosomen enthalten Gene, auf denen Informationen zu unserer genetischen Identität gespeichert sind! Dieser Punkt betrifft wirklich einen Kernbereich der Funktionsweise menschlichen Lebens.
Während der Zellteilung gehen diese Geninformationen von der Mutter- auf die Tochterzellen über.
Telomere sind Elemente, die aus DNS-Fragmenten bestehen, genauer gesagt aus Ribonukleotid-Komplexen, die sich an den Enden der Chromosomen befinden und dazu bestimmt sind, diese zu schützen.
Telomere kodieren keinerlei Informationen, das heißt, dass sie kein Erbgut übertragen. Ihre einzige Rolle besteht darin, unsere Chromosomen zu schützen, was sie sozusagen zum Hüter unserer Identität macht.
Im Verlauf der Zellteilung, zum Zeitpunkt der DNS-Replikation, verlieren die Telomere Nukleotide. Sie verkürzen sich daher allmählich und schützen die Chromosomen auf lange Sicht nicht länger. Dadurch ist deren Verschwinden quasi vorprogrammiert und somit der Zelltod, der Abbau von Gewebe und der Verfall der Organe. Diese Kettenreaktion beschleunigt unsere Alterung.
Philippe Kerforne: Welche Rolle spielt die Telomerase im Zusammenhang mit dieser unvermeidlichen Verkürzung der Telomere?
Dr. Didier Potdevin: Telomerase ist ein Enzym, das von unserem Körper auf natürliche Weise produziert wird und den Austausch der zerstörten Nukleotide zum Zeitpunkt der DNS-Replikation ermöglicht. Sie wendet dadurch die Verkürzung der Telomere ab.
Nukleotid-reiche Telomere bestehen aus wiederkehrenden Sequenzen. Das ermöglicht es dem Chromosom, sich sehr häufig zu replizieren. Die Telomerase erkennt innerhalb der TTAGG genannten Nukleotidsequenzen die aus G bestehenden Stränge und repliziert diese auf Grundlage einer RNS.
Allerdings kann die Telomerase ein Telomer nicht vollständig wiederherstellen. Das führt dazu, dass sich diese nach und nach bei den vielzähligen aufeinander folgenden Zellduplikationen verkürzen!
Philippe Kerforne: Welchen Einfluss haben Telomere und Telomerase auf den Alterungsprozess und inwiefern tragen sie zum Funktionieren unseres Körpers bei? Kurz gesagt: was passiert natürlicherweise im Alter, wenn man nichts tut?
Dr. Didier Potdevin: Im natürlichen Alterungsprozess schrumpfen die Telomere bei jeder Zellteilung, und diese Zellteilungen finden in unserem Körper andauernd statt!
Der amerikanischen Mikrobiologe Leonard Hayflick hat 1965 nachgewiesen, dass nur eine begrenzte Anzahl an Zellteilungen möglich ist, die sogenannte Hayflick-Grenze.
Gemäß Hayflick können Zellen nur 50 Mal geteilt werden. Danach sterben sie ab! Davor weisen sie umso mehr Alterungsanzeichen auf, je häufiger sie sich geteilt haben und je näher sie diesem Höchstwert kommen.
Diese Hayflick-Grenze gilt natürlich auch für Telomere. Je mehr Zellteilungen vorliegen, desto stärker schrumpfen sie.
Somit erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit zellulärer Dysfunktionen und die Gefahr für das Erbgut! Diese Verkürzung stellt daher eine der Hauptursachen für das Altern dar!
Für Telomere rechnet man mit sechzig bis einhundert Zellteilungszyklen vor ihrem programmierten Tod. Am Ende dieser Zellteilungen verschwinden die Telomere schließlich und können den Schutz der Chromosomen somit nicht länger gewährleisten.
Was wiederum den Chromosomen den Todesstoß versetzt und schließlich den Zellen, die aus diesen Chromosomen bestehen. Dieser unerbitterliche Prozess der Schrumpfung der Telomere führt unweigerlich zum Zelltod und beschleunigt die Zellalterung.
Wenn wir nichts dagegen tun, schädigt diese Zelldegradation am Ende unseren Organismus, da unser Gewebe und unsere Organe allmählich abgebaut werden.
Wir werden anfälliger gegen Krankheiten und Leiden aller Art. Dadurch wiederum baut unser Körper schneller ab und unsere Lebensdauer verkürzt sich!
Philippe Kerforne: Was genau ist die Folge dieses körperlichen Abbaus auf den Alterungsprozess?
Dr. Didier Potdevin: Seien Sie unbesorgt – nur, weil Sie gerade erfahren haben, dass sich Ihre Telomere verkürzen, heißt das noch lange nicht, dass Sie bald sterben werden!
Im Ernst, der Abbau der Telomere und somit die Verschlechterung Ihrer DNS und Ihrer Chromosomen ist eine Alterserscheinung, die durch zahlreiche mehr oder weniger schwerwiegende Erkrankungen verursacht werden kann.
Die deutlichsten Auswirkungen der Schädigung von Telomeren und somit der Chromosomen sind natürlich im Alterungsprozess zu sehen.
Als Folge einer Kettenreaktion führt die Verkürzung der Telomere zum Verschwinden der Chromosomen und schließlich zum Zelltod. Gewebe und Organe altern schneller, wodurch sich die Lebensdauer verkürzt.
Ein solcher Telomerabbau verläuft nicht immer einheitlich und verläuft je nach Lebensumständen der einzelnen Menschen (Hygiene, Ernährung, körperliche Aktivität) unterschiedlich schnell ab.
So können beispielsweise Menschen, die älter als 60 Jahre sind und regelmäßig trainieren, genauso lange, wenn nicht sogar längere Telomere besitzen, wie Menschen, die jünger als 50 Jahre alt sind, die nicht auf Ihren Lebenswandel achten.
Das Phänomen des allmählichen Verschwindens der Telomere ist von grundlegender Natur, da es zu großen Teilen unsere menschliche Lebenserwartung beeinflusst, die gegenwärtig auf 110 Jahre geschätzt wird.
Ein solcher Abbau der Telomere beschleunigt sich noch zusätzlich, da mit dem Alter Gewebe und Organe ebenfalls schneller altern und dadurch das Phänomen der Zellalterung verstärken.
Philippe Kerforne: Welche Krankheiten kann ein solcher Rückgang der Telomere, neben den Auswirkungen auf unsere Lebensspanne, hervorrufen?
Dr. Didier Potdevin: Neben einer verringerten Lebensdauer kann die Verkürzung der Telomere verschiedene Leiden verursachen: sie kann einfache Erkältungskrankheiten hervorrufen oder Diabetes auslösen, aber auch zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder einer Schwächung des Immunsystems führen oder das psychologische Gleichgewicht schwerwiegend beeinträchtigen…
Darüber hinaus spielen die Telomere über ihre Funktion als Beschützer des Erbguts auch eine wichtige Rolle beim Schutz vor Tumorzellen.
Tumorzellen vermehren sich besonders schnell und zeichnen sich durch wiederkehrende und schnelle Vervielfältigung aus und führen so zu einer beschleunigten Telomerverkürzung.
Auf diese Weise erreichen die Telomere deutlich schneller die besagte Hayflick-Grenze. Folglich wird die Zellteilung der Tumorzellen gestoppt und führt aus demselben Grund zum Tod dieser Zellen.
Daher verhindert die Unterbindung der Teilung der Tumorzellen, dass Tumore bösartig werden und Krebs verursachen!
Philippe Kerforne: Welche Maßnahmen kann man ergreifen, um diesen Abbau zu verhindern?
Dr. Didier Potdevin: Es gibt ein paar einfache Schritte, die man unternehmen kann, um den Abbau der Telomere zu bremsen, wie bspw. Änderungen bestimmter Lebensgewohnheiten, wie eine ungesunde Lebensweise, eine unausgewogene Ernährung, zu viel sitzen und ein Mangel an körperlicher Aktivität.
Uns ist schon lange bekannt, dass der Verzehr von Obst und Gemüse und die Vermeidung von schlechten Fetten und schnellem Zucker die Grundlage einer ausgeglichenen und gesunden Ernährung sind. Es scheint außerdem, dass sich eine solche Ernährung positiv auf die Integrität der Telomere auswirken könnte.
In ähnlicher Weise scheint auch die Menge der zu sich genommenen Kalorien ein entscheidender Faktor für die Gesundheit der Telomere zu sein. Eine Studie kam zu dem Schluss, dass die Telomere bei Mäusen mit kalorienarmer Ernährung länger waren als in der Vergleichsgruppe. Sie lebten länger als die Mäuse, die kalorienreichere Lebensmittel zu sich nahmen.
Die Kombination von gesunder Ernährung und dem Ausüben einer Sportart oder anderer körperlicher Aktivität ist schon seit langem für ihre positiven Auswirkungen auf die Gesundheit bekannt. Vor Kurzem wurde dann herausgefunden, dass sich diese gute Angewohnheit stark auf die Integrität der Telomere auswirkt und somit auf die Zellgesundheit und die Lebensdauer des Menschen.
Ebenso wirkt sich auch die Vermeidung oder Überwindung von Stress positiv im Kampf gegen die Verkürzung der Telomere aus.
Rauchen, Depressionen und Umweltverschmutzung scheinen weitere Faktoren zu sein, die den Abbau der Telomere beschleunigen.
Die Erforschung der Telomere und die Epigenetik machen den Lebenden Hoffnung. Alles hängt mit allem zusammen, wir müssen das heilige Band, dass uns mit der Natur verbindet, wieder herstellen. Unsere Gesundheit lässt sich mit geringstem Aufwand und sehr unkompliziert wiedergewinnen bzw. erhalten. Dies steht somit allen Menschen zur Verfügung, wir müssen dazu allerdings unser Bewusstsein durch die Kenntnisse über das Leben auf eine neue Stufe heben.
So kann zum Beispiel die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln auf Basis von Astragalus-Extrakten den Erhalt der Telomere fördern.
Die Nutzung solcher Astragaloside sollte aber immer in Rücksprache mit einer Gesundheitsfachkraft für Anti-Aging-Techniken erfolgen.
Vor einer solchen Einnahme ist immer ein Gesundheitscheck sowie eine Untersuchung der Telomerenlänge erforderlich.
Philippe Kerforne
Schriftsteller, Journalist, Coach in Selbsthypnose
Spezialist für Persönlichkeitsentwicklung und Alternativmedizin
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