Einen Ton zu hören, den es gar nicht gibt, ist ein paradoxes Phänomen – aber ein sehr häufiges, denn jeder/r Fünfte gibt an, dies schon einmal erlebt zu haben! Was versteht man unter Tinnitus? Und wie kann man ihn lindern? Einige grundlegende Infos zu einer stillen Krankheit, die mit dem Alter schleichend zunimmt.

Was verstehen wir unter Tinnitus?

Unter Tinnitus versteht man akustische Wahrnehmungen, die ohne äußere Reize, vor allem bei Stille, auftreten. Die Ursachen dieser subjektiven Wahrnehmungen sind vielfältig: übermäßiger Lärm, Infektionskrankheiten, Hirnverletzungen, Medikamentenvergiftungen, altersbedingter Gehörverlust usw., und entsprechend vielfältig sind die akustischen Halluzinationen (Brummen, Pfeifen, Pulsieren, Klingeln, Schnellkochtopfgeräusche, Bienenschwärme, Wind, Wellen). Tinnitus kann wiederkehrend, vorübergehend oder dauerhaft sein; in letzterem Fall ist er eine starke psychische Belastung.

Was sind die Ursachen von Tinnitus?

Tinnitus ist eine echte Krankheit, die die Kommunikation zwischen den Sinneszellen des Innenohrs (Haarzellen) und den Neuronen des Hörnervs (Nervus vestibulocochlearis) beeinträchtigt. Eine Zerstörung der Haarzellen könnte zu einer übermäßigen Freisetzung von Glutamat (dem Haupt-Neurotransmitter bei der Übertragung von Informationen an akustische Nervenzellen) führen. Dies würde eine Überempfindlichkeit des Nervus vestibulocochlearis nach sich ziehen, die die Ursache für akustische Illusionen darstellt.

Auf der anderen Seite könnte die Wahrnehmung von Tinnitusgeräuschen mit einer Überstimulation bestimmter Gehirnbereiche (auditorischer Kortex, präfrontaler Cortex und limbischer Kortex) zusammenhängen. Diese Anomalie hätte einen erheblichen Einfluss auf das Auftreten von akustischen Halluzinationen. Das Argument für diese Hypothese ist, dass der Tinnitus nicht verschwindet, wenn der Hörnerv durchtrennt wird.

Gefäßprobleme (Bluthochdruck, Arteriosklerose, Diabetes etc.) sind oft die Ursache vorzeitiger Alterung des Gehörs. Unzureichende Blutzirkulation in den Gefäßen, die das Innenohr versorgen, und entsprechend geringere Sauerstoffversorgung des Hörorgans könnten Tinnitus ebenfalls fördern.

Schließlich weisen bestimmte Medikamente (Antibiotika, Diuretika, Malaria-, Krebs- und Schmerzmedikamente) in ihren Beipackzetteln Ototoxizität (zerstörerische Wirkung auf das Innenohr) als eine ihrer möglichen Nebenwirkungen aus. Mit ihrer Einnahme ist häufig Ohrensausen verbunden.

Welche Lösungen gibt es?

Einige Nahrungsergänzungsmittel tragen dazu bei, den empfindlichen Hörmechanismus zu schützen. Sie reduzieren Tinnitus traumatischen, vaskulären und medikamentösen Ursprungs, insbesondere bei Patienten, bei denen diese Symptome vorübergehend und kurzzeitig auftreten.

Aufgrund seiner stark gefäßerweiternden und antioxidativen Eigenschaften lindert Ginkgo biloba vaskulär bedingten Tinnitus. Es ist besonders wirksam bei Patienten mit chronischen Erkrankungen, die die Anfälligkeit für Gehörverlust erhöhen (Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Arteriosklerose etc.).

Vinpocetin weist eine ähnliche Struktur auf wie Vincamin (ein starkes Alkaloid, das aus dem Kleinen Immergrün gewonnen wird) und entspannt die kleinen Gefäße, die Hörorgane mit Blut versorgen. Es reduziert die Häufigkeit von Tinnitus, sofern dieser auf schlechte Durchblutung zurückzuführen ist.

Die Plasmakonzentrationen an Vitamin B12 sind bei älteren Menschen, die unter Tinnitus leiden, deutlich niedriger. Dieser Befund legt nahe, dass die Einnahme von Vitamin B12 die Intensität von Hörillusionen verringern kann. Dasselbe gilt für das Coenzym Q10 und Zink.

Durch seine starke antioxidative Wirkung schützt Alpha-Liponsäure die Cochlea vor akustischen Traumata. Dieses preiswerte und gut verträgliche Nahrungsergänzungsmittel ist ideal geeignet, die Stärke und Häufigkeit von Tinnitus zu verringern.

Schließlich stellt die Wiederherstellung der normalen Funktionen beschädigter neuronaler Verbindungen im Gehirn eine erfolgversprechende Tinnitustherapie dar. Pflanzen (Melisse, Baldrian, Hopfen), die im Gehirn den Anteil an GABA (einem unerlässlichen hemmenden Gehirn-Neurotransmitter) erhöhen, sind bei Tinnitus sehr hilfreich.