Laut Schätzungen der WHO sind mehr als 1,7 Milliarden Erwachsene auf der Welt übergewichtig. Etwa 778 Millionen Menschen, davon 42 Millionen Kinder, sind fettleibig. (1) Der Body-Mass-Index (BMI) wird häufig verwendet, um Übergewicht zu bestimmen bzw. zu klassifizieren, berücksichtigt jedoch nicht ausschlaggebende Faktoren wie Geschlecht, Alter, Gesundheitszustand oder die Ernährungsgewohnheiten. Überhöhtes Körpergewicht ist nämlich durch das Zusammenspiel mehrerer Faktoren bedingt. So unterscheidet man bei einem BMI von 30 oder höher nicht nur einen, sondern gleich 6 Typen von Übergewicht! Nachfolgend finden Sie eine Übersicht über die wichtigsten Faktoren, welche die Ursache von Fettleibigkeit sein können.
Forscher haben eine genaue Auswertung der Daten von 4.144 übergewichtigen Erwachsenen mit einem BMI von mehr als 30 vorgenommen. Ziel dieser Studie, die im „Journal of Public Health“ veröffentlich wurde, war es, fettleibige Menschen abhängig von klinischen, soziodemografischen oder Verhaltensmerkmalen in Gruppen einzuteilen. (2) Die Teilnehmer beantworteten einen Fragebogen mit Angaben über Alter, Gesundheitszustand, Lebensweise, Ernährung, körperliche Betätigung und Alkoholkonsum. Anhand der Auswertungen haben die Forscher sechs Arten von Fettleibigkeit festgelegt.
Übergewichts-Typ 1: Männer, die gerne trinken
Übermäßiger Alkoholkonsum führt zu einer Gewichtszunahme. Der häufige Genuss von Alkohol ist daher oft eine Ursache für Übergewicht. Zur Veranschaulichung: 1 Glas Whisky enthält so viele Kalorien wie 16 Stück Zucker oder ein halbes Baguette.
Übergewichts-Typ 2: Junge Frauen bei guter körperlicher und geistiger Gesundheit
Eine Gewichtszunahme bei jungen und aktiven Frauen kann auf Zwänge des Alltagslebens zurückzuführen sein: häufig übersprungenes Frühstück, unregelmäßige und hastig verdrückte Hauptmahlzeiten, zu wenig Zeit für Sport, langfristige Einnahme von Empfängnisverhütungsmitteln etc.
Übergewichts-Typ 3: Frauen mittleren Alters mit Angstzuständen, Schlaflosigkeit und depressiven Tendenzen
Das Übergewicht bei von Angst geplagten oder depressiven Frauen ist häufig auf Fressattacken tagsüber oder während der Nacht zurückzuführen, die eine Leere ausfüllen oder dabei helfen sollen, eine schwierige Situation besser zu bewältigen.
Übergewichts-Typ 4: Überwiegend glückliche Senioren mit einer oder mehreren chronischen Erkrankungen wie Arthrose oder Diabetes
Eingeschränkte Mobilität aufgrund von chronischen Schmerzen führt zu einem Mangel an körperlicher Aktivität. Der Energieverbrauch nimmt ab, während die Kalorienzufuhr mehr oder weniger stabil bleibt. In der Folge werden die Kalorien, die früher durch körperliche Betätigung verbrannt wurden, im Körper in Form von Fett eingelagert.
Übergewichts-Typ 5: Mittellose, psychisch schwache Menschen mittleren Alters mit mehreren chronischen degenerativen Erkrankungen
Einkommensschwache Personen haben kaum die Möglichkeit, eine Mitgliedschaft in einem Fitnessstudio abzuschließen oder regelmäßig im Freien Sport zu betreiben. Ihre Ernährung ist häufig unausgewogen, da viele billige Lebensmittel kalorienreich sind und eine fragwürdige Nährstoffzusammensetzung aufweisen.
Fazit: Wer abnehmen will, muss sein Übergewicht ganz gezielt bekämpfen
Worauf kommt es also an? Den Alkoholkonsum einzuschränken und Stress abzubauen? Sich vor einem Überschuss an Östrogenen zu schützen oder chronische Schlaflosigkeit zu behandeln? Seine sozialen Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen und die quälende Depression zu besiegen? Jeder Art von Übergewicht muss gezielt gegengesteuert werden. Leider wird dieser Aspekt oft außer Acht gelassen, wenn Übergewichtige eine Diät beginnen…
Referenzen:
- 1. WHO. Obesity and overweight. Fact sheet N°311. Updated January 2015.
- 2. Green MA, et al. Who are the obese? A cluster analysis exploring subgroups of the obese. J Public Health (Oxf). 2015 Apr 18. pii: fdv040.
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